Olympiasiegerin Ogunleye ohne Medaille - «Krasser Zehnkampf»
Veröffentlicht: Samstag, 20.09.2025 15:43

Leichtathletik-WM
Tokio (dpa) - Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye verneigte sich nach ihrem letzten Versuch vor dem Publikum im Nationalstadion von Tokio und verabschiedete sich trotz der verpassten Medaille mit einem Lächeln. Ein Jahr nach ihrem Gold-Coup bei den Olympischen Spielen in Paris blieb die 26-Jährige als Sechste dieses Mal ohne Medaille. «Natürlich hadert man», sagte Ogunleye, die ein gesundheitlich schwieriges Jahr hinter sich hat.
Eine Medaille wollen die Zehnkämpfer Leo Neugebauer und Niklas Kaul gerne zum WM-Abschluss am Sonntag holen. Der Olympia-Zweite Neugebauer belegt zur Halbzeit Rang vier. Kaul ist als Spezialist für den zweiten Tag als Achter aussichtsreich im Rennen. «Krasser Zehnkampf», staunte Neugebauer über zahlreiche Ausfälle. «Es ist verrückt, was hier los ist.»
Kaul: «Das ist Wahnsinn»
Vize-Weltmeister und Tokio-Olympiasieger Damian Warner ging gar nicht erst an den Start, Medaillenkandidat Simon Ehammer aus der Schweiz büßte alle Hoffnungen mit einer Nullnummer im Hochsprung ein. Der deutsche Till Steinforth gab mit Schmerzen auf. Drei weitere Athleten beendeten den Wettkampf vorzeitig. Olympiasieger Markus Rooth aus Norwegen hatte seinen Start nach einem Trainingsunfall schon vorher streichen müssen.
«Wir haben gesehen, wie viele rausgeflogen sind, das ist Wahnsinn», sagte Kaul. Er ist auf Kurs seines besten Zehnkampfs - mit dem wurde er 2019 in Doha Weltmeister.
Ogunleye: «Alles gegeben»
Wie Kaul verließ auch Ogunleye das Nationalstadion mit einem Lächeln. «Ich hatte Spaß. Ich wollte aus diesem Wettkampf gehen und eine Nacht drüber schlafen und sagen können: Ich habe alles gegeben. Und das kann ich zu 100 Prozent sagen», sagte Ogunleye, die die Kugel in ihrem ersten und zugleich besten Versuch auf 19,33 Meter wuchtete. Steigern konnte sie sich anschließend nicht mehr.
Statt Ogunleye durfte dieses Mal die Niederländerin Jessica Schilder jubeln, die dank des sechsten und letzten Versuchs mit 20,29 Metern Gold gewann. Zweite wurde Topfavoritin Chase Jackson aus den USA (20,21 Meter) vor Maddison-Lee Wesche aus Neuseeland (20,06 Meter).
Ogunleye in der Quali noch Beste
In der Qualifikation wenige Stunden vor dem Finale hatte Ogunleye noch die beste Weite mit 19,65 Metern gestoßen. Im Finale steigerte sich dann allerdings die Konkurrenz, Ogunleye wiederum kam nicht an die Leistung heran. Von den angestrebten 20 Metern war sie nach einem komplizierten Jahr weit entfernt.
Zwar fing die Saison vielversprechend an mit einer persönlichen Bestweite von 20,27 Metern bei den deutschen Hallenmeisterschaften in Dortmund, doch dann hatte Ogunleye lange mit Achillessehnenproblemen zu kämpfen. Erst seit vier Wochen sei sie «frei von den Schmerzen», betonte Ogunleye.
Alina Kenzel landete im WM-Finale mit 18,42 Metern als zweitbeste Deutsche auf dem zehnten Platz. Katharina Maisch belegte mit 18,21 Metern Rang elf. Christina Schwanitz bleibt damit die letzte deutsche Kugelstoßerin, die eine Medaille bei einer Freiluft-WM gewann. Vor sechs Jahren in Doha bejubelte sie Bronze.
Siebenkämpferin Sprengel mit Freudentränen nach Platz fünf
In Freudentränen aufgelöst war Siebenkämpferin Sandrina Sprengel, die bei ihrem WM-Debüt überraschend Fünfte wurde und ihre Bestleistung mit 6.434 Punkten um 119 Zähler steigerte. «Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich freue mich echt unglaublich», sagte die 21-Jährige dem ZDF. «Ich glaube, es hätte nicht besser laufen können.»
Die zweite deutsche Teilnehmerin, Vanessa Grimm, hatte bereits am ersten der zwei Siebenkampf-Tage wegen Problemen an der Achillessehne ihren WM-Wettkampf vorzeitig beenden müssen. Auch die dreimalige Olympiasiegerin Nafissatou Thiam aus Belgien gab auf, während Anna Hall aus den USA erstmals WM-Gold bejubelte.
Deutsche 4x100-Meter-Staffeln weiter - Aus für Favoriten
Nach Bronze bei Olympia in Paris will die 4x100-Meter-Staffel der Frauen in Tokio erneut um die Medaillen sprinten. Der erste Schritt ist geschafft: Das Quartett um Schlussläuferin Gina Lückenkemper sowie Sina Mayer, Rebekka Haase und Sophia Junk lief in den Vorläufen in 41,86 Sekunden ins Finale am Sonntag (14.06 Uhr/ARD).
Die Männer-Staffel mit Deniz Almas, Marvin Schulte, Owen Ansah und Lucas Ansah-Peprah zog als sechstbeste in 38,12 Sekunden ebenfalls in den Endlauf am Sonntag (14.20 Uhr) ein. Nach einem vollkommen verpatzten letzten Wechsel kam die favorisierte jamaikanische Staffel mit 100-Meter-Weltmeister Oblique Seville nicht ins Ziel und schied überraschend aus. Genauso erging es auch Großbritannien.


