Brustkrebs: 4 Fragen - 4 Antworten
Veröffentlicht: Dienstag, 10.09.2019 17:47
Eine von acht Frauen erkrankt in ihrem Leben an Brustkrebs - deshalb ist die Früherkennung so wichtig.

Wir haben Dr. Sandra Grobelny, leitende Oberärztin des Brustzentrums in Ahaus, 4 Fragen zu Brustkrebs gestellt:
Ab wann sollte man zur Vorsorge gehen?
Für Frauen ab 30 Jahren ist einmal jährlich eine kostenlose Früherkennungs-Untersuchung auf Brustkrebs vorgesehen. Der Arzt untersucht dabei die Brüste sorgfältig und tastet dabei auch die Lymphabflusswege der Brust ab. Bei Besonderheiten wird er zügig weitere Schritte veranlassen.
Die größte Bedeutung für die Diagnose von Brustkrebs hat neben der Tastuntersuchung die Mammografie, also die Röntgenuntersuchung der Brust. Zu diesem Mammografie-Screening werden "brustgesunde" Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren – also bis zum Ende des 70. Lebensjahres – alle zwei Jahre eingeladen.
Was sind Anzeichen für Brustkrebs/gibt es Anzeichen?
Brustkrebs entwickelt sich oft über Jahre. Mögliche Anzeichen sind Knoten im Brustgewebe, Grübchen oder Rötungen der Haut, eine einseitige Vergrößerung der Brust, seltener auch Brustschmerzen. Die Brustwarze kann eingezogen sein oder Flüssigkeit absondern. Eine Entzündung mit Rötung und Schwellung oder Verhärtung der Brust ist immer abklärungsbedürftig. Brustkrebs sollte immer zügig erkannt und behandelt werden.
Was kann ich selber tun?
Nach wie vor ist Brustkrebs überwiegend ein Zufallsbefund. Häufig entdecken Frauen die Veränderung in der Brust selbst – zufällig oder beim bewussten Abtasten. Die Anleitung zur Selbstuntersuchung ist Bestandteil der Brustkrebs Früherkennungsuntersuchung durch den Frauenarzt. Es ist für jede Frau empfehlenswert, die regelmäßigen grundlegenden Krebsfrüherkennungsangebote zu nutzen.
Brustkrebs ist sehr verschiedenartig – es sind allein über dreißig Formen bekannt. Inzwischen ist man sogar der Ansicht, dass jede Patientin "ihren" Brustkrebs hat. Die ausschlaggebende Ursache schlechthin gibt es nicht. Zu den bedeutsamen Risikofaktoren zählen Einflüsse der weiblichen Geschlechtshormone und des Lebensstils, sodann das Alter und genetische Faktoren. Während man den eigenen Lebensstil positiv gestaltet, indem man zum Beispiel Rauchen, Alkohol und ungesunde Ernährung vermeidet, können wir auf andere Faktoren, wie unser Alter oder unsere genetische Veranlagung, keinen Einfluss nehmen. Besonders im Internet, mitunter aber auch in Zeitungen und Zeitschriften findet man Gerüchte, Brustkrebs werde auch durch zu enge BHs, aluminiumhaltige Deos, Brustimplantate oder auch Schwangerschaftsabbrüche ausgelöst. Dabei handelt es sich aber um „Krebsmythen“ und diese Behauptungen entbehren jeglicher wissenschaftlicher Grundlage.
Warum müssen Frauen bei der Diagnose Brustkrebs heute nicht mehr in Panik verfallen?
Eine große Anzahl der an Brustkrebs erkrankten Frauen kann heute geheilt werden. Die Diagnoseverfahren haben sich ständig verfeinert, so dass die Tumore in einem immer früheren Stadium entdeckt werden. Nach der Operation gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Therapieansätze, wie Strahlentherapie, Chemotherapie oder auch die Anti-Hormontherapie sowie Antikörpertherapie, mit denen auch ein nicht im Frühstadium aufgefallenen Tumor effektiv behandelt werden kann. Seit vielen Jahren setzen wir bei der Behandlung von Brustkrebs außerdem auf immer weniger invasive und radikale Vorgehensweisen bei gleichem Anspruch der Sicherheit. So können wir heute die Mehrzahl unserer Patientinnen brusterhaltend operieren. Auch die Nachbehandlung ist dank neuer und besser verträglicherer Medikamente eine weniger belastende Therapiephase geworden.